3. Tag Dienstag, der 14. Juni von Tauberbischofsheim nach Rothenburg an der Tauber 73 km
Nachdem ich wieder fast 11 Stunden geschlafen hatte, konnte ich erst mal das Frühstück ohne Magenbeschwerden zu mir nehmen. So konnte ich diese Etappe vom ersten Augenblick an genießen. Und es war eine Genusstour, wiewohl wir auch auf 615 Höhenmeter kamen. Nach einer Stunde querten wir bei Unterbalbach die Tauber und fuhren linksseitig weiter.
Hier trafen wir auch eine freundliche Pensionistentruppe, die uns anboten, von uns ein Foto auf der Brücke zu machen. Wir kamen uns bei dieser Tour fast wie Teenager vor, die omnipräsenten E-Biker hoben den Altersschnitt doch ziemlich an. Wir gehörten bei dieser Tour zu den 1 % „Biobiker“, die man noch mit Schweinsbraten laden kann. Nach guten 20 km errichten wir mit Bad Mergentheim die erste größere Stadt. Das Residenzschloss diente uns als willkommene Fotokulisse. In Weikersheim, der nächsten größeren Ortschaft, deckten wir uns mit Getränken ein, bevor es wieder den beschaulichen Fluss entlangging. Die Tauberbrücke in Tauberrettersheim ist eine 300 Jahre alte Natursteinbrücke, die sich wunderschön über den Fluss spannt, behütet vom Heiligen Nepomuk, dem Patron der Brücken. Hölderins Ode an Heidelberg kam mir bei ihrem Anblick in den Sinn.
„Wie von Göttern gesandt, fesselt‘ ein Zauber einst
Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging
Und herein in die Berge
Mir die reizende Ferne schien“
Die Schönheit dieser Radtour schien einfach alles zu beseelen. Und nachdem es schon ziemlich warm geworden war, erschien schließlich unser Etappenziel Rothenburg an der Tauber am Horizont. Der letzte Anstieg direkt durch das Stadttor ließ unseren Puls noch mal nach oben schnellen. Jedoch verlangte es unser Stolz, diese Passage nicht zu schieben. Und so landeten wir hyperventilierend in dieser museumsgleichen Stadt. Schon am Vorabend hatte ich nach bedenklich vielen Absagen doch noch ein Zimmer in der Altfränkische Weinstube um 129 EUR gebucht. Dieses Hotel entpuppte sich als ein liebliches Kleinod das mit viel Liebe zum Detail eingerichtet war. Zum ersten Mal konnte ich normal essen und so ließ ich mir einen Tafelspitz kredenzen, der mir ausgezeichnet mundete. Wir besichtigten noch die Jakobskirchen mit ihrem wunderschönen Zwölf-Boten-Altar und dem Heiligblut-Altar mit dem berühmten Heiligblut-Retabel des Würzburger Bildschnitzers Tilman Riemenschneider. Ob der Massen von Touristen und dem Ruhetag einiger Kaffeehäuser konnten wir nur noch bei einer Bäckerei, die schon am Schließen war, einen Kaffee und einen der berühmten „Schneebälle“ erheischen. Danach gingen wir in unsere „Bauernstube“ und ließen diesen herrlichen Tag Revue passieren.