9. Tag von Wien nach Gabčíkovo 124 km

Ich erwachte mit einem Kater, in zwei Tagen wartet Mitko auf mich in Visegrad. Von Wien nach Visegrad hatte ich ca. 270 km. Ich sollte heute, wenn möglich die Hälfte davon fahren. Die Strecke von Bratislava südwärts kannte ich, da ich während meiner Arbeit in der Slowakei des Öfteren die Donau runtergefahren bin.

So hatte ich Gabčíkovo schon im Visier. Recht früh startete ich in Wien, die Morgenkühle war mir sehr recht, da sie mich langsam wieder zum Leben erweckte. Auf der Hainburger Donaubrücke verlor ich meine sündteure Radbrille, die wird wohl vor mir am Schwarzen Meer angekommen sein. Die kleinen Sünden bestraft der liebe Gott sofort bei dieser Etappe mit einem straffen Gegenwind. Als ich die slowakische Grenze überquerte, hatte ich meine Wasservorräte bereits verbraucht. Bratislava ließ ich links liegen und ich kämpfte mich total fertig nach Süden.

Ca. 10 km nach Bratislava fängt das Staubecken des Kraftwerkes Gabčíkovo an. Es ist das größte Wasserkraftwerk der Slowakei und deckt 11 % des nationalen Stromverbrauchs. Das ursprünglich 1977 unterzeichnete Staatenprojekt zusammen mit Ungarn wurde 1989 einseitig von Ungarn gekündigt. Da sich Teile des Staubeckens auf ungarischer Seite befanden, sah sich die Slowakei gezwungen, einen 17 km langen Kanal zu errichten in den 80 % der Donau umgeleitet wurde. Dieser Schritt sorgt bis heute zu großen bilateralen Verstimmungen zwischen beiden Staaten.

Nach ca. 90 km lockte ein Hotel am Ufer der Donau, durch den Gegenwind fuhr ich zwischenzeitlich 15 km/h im flachen. Es war zwei Uhr am Nachmittag und ich beschimpfte mich laut ob meiner Wehleidigkeit, wer saufen kann, muss auch fahren können. In Gabčíkovo fand ich eine billige Absteige mit einer Pizzeria im Erdgeschoß, ich trank ein Bier und war um sieben Uhr im Bett, ich schlief augenblicklich ein, die Wiener Sünde hatte ich abgebüßt.