Für heute hatte uns Gerhard eine Flachetappe versprochen. Auch ich erwartete, dass die Straße am Seeufer entlang ging. Doch schon bald wurde uns klar, dass sich hier Hügel an Hügel reihen sollte. Nach 2 km fuhren wir ins dritte Land der Tour Mazedonien. Danach kam gleich der erste Hügel mit 150 Hm, entlang des Ohridsees ging es ständig auf und ab, jedoch ohne größere Höhenunterschiede. Hier streifen wir den Galicia Nationalpark. Eigentlich wäre es besser gewesen, hier einen zusätzlichen Tag einzustreuen, auch den Prespasee zu besuchen und die Etappe in Ohrid enden zu lassen. Wir fuhren die 45 km entlang des Sees konstant zwischen 50 und 100 Meter über dem See. Immer wieder gab es tolle Ausblicke in die Buchten unter uns. Die Temperaturen waren herrlich warm und als wir in Ohrid eintrafen, glaubten wir uns inmitten einer mediterranen Urlaubsdestination.
Die Länge der heutigen Etappe erlaubte uns leider nur einen kurzen Aufenthalt in dieser schönen Stadt. Nach einem Kaffee in einer Strandbar und einer kurzen Stadtbesichtigung ging es weiter Richtung Norden zur albanischen Grenze, wir hatten noch 75 km vor uns. Die nächsten 20 km verliefen leicht hügelig auf demselben Höhenniveau.
Danach folgten 12 km Downhill, bevor es entlang des Debarstausees 20 km bergauf bergab geht. Nach 100 km durchfahren wir mit Debar die wahrscheinlich hässlichste Stadt der Tour, von wo es nur mehr 6 km bis zur albanischen Grenze sind. Von der SH6, die wir morgen bis ans Meer befahren werden, geht es noch 15 km und 250 Hm nach Peshkopia. Die paar giftigen Steigungen gehen an meine letzten Reserven, aber mit ein bisschen Galgenhumor und Aufmunterungen des ewig frischen Werner beiße ich mich bis zum Etappenziel durch. Wir nächtigen im einzig offenen, aber prunkvollen Hotel der Stadt. Wir fallen ziemlich auf und sind bei der Ankunft von zahlreichen Kindern umringt, aber wie überall in Albanien sind die Leute freundlich und zuvorkommend. An der Hotelbar gibt es sogar ein Paulaner Weißbier. Im ersten Restaurant war die Bestellung abenteuerlich, es war mehr eine Imbissbude. Aber danach fanden wir noch immer hungrig eine Selbstbedienung Pizzeria, wo es hervorragende Pizzas gab und der Besitzer fließend Deutsch sprach. Im prunkvollen Hotel war es ziemlich kalt und das Duschwasser flutete das Badezimmer, aber ich war ohnehin zu müde, um mich weiter darum zu kümmern.
