Diese Etappe ist schnell erzählt, bei eisigen Temperaturen und starken Wind kämpften wir uns 25 km bis Zadar. Dort bogen wir in das Landesinnere zum 20 km entfernten Novigrader Meer ab. Das Novigrader Meer ist eine Meeresbucht, die nur durch die schmale Meerenge Novsko ždrilo mit der Adria verbunden ist. Die Meeresenge bei Maslenica wird von zwei Straßenbrücken überspannt. Drei Kilometer vorher machten wir im Camper eine Pause, um uns aufzuwärmen. Aus dem Fenster sahen wir die weiße Gischt am Meer unter uns. Danach machten wir uns wieder auf den Weg.
Nach zwei Kilometern brach die Hölle los. Fuhren wir bisher immer noch durch das Festland geschützt, so befanden wir uns nun genau in der Winddüse der Adria. Die Bora zwängte sich zwischen dem Festland und der Insel Pag Richtung Süden, an deren Ende wir uns an der engsten Stelle befanden. Wir fuhren inzwischen mittig bis linksseitig die Straße entlang, die Böen versetzten uns teilweise ein bis zwei Meter. Als ich vom Rad stieg, war Werner noch optimistisch weiterfahren zu können. Hundert Meter weiter musste auch er absteigen und sein Rad, das er an der der Längsstange festhielt, stand im rechten Winkel wie eine Fahne im Wind.
Es wäre lebensgefährlich gewesen, die Brücke bei Maslenica zu überqueren.
Der nachkommende Gerhard wollte es bei diesem Sturm auch nicht mit dem Camper wagen und stellte ihn mit der Schnauze voran in die Leeseite eines kleinen Hügels. Auf der Straße 100 Meter entfernt kullerte gerade ein Motorradfahrer entlang, den der Sturm verweht hatte. Glücklicherweise verlief der Sturz glimpflich. Warum wir an dieser Stelle campierten und nicht ein paar Kilometer zurückfuhren, fragten wir uns später selbst. Es war aber wohl auch der Faszination geschuldet, die dieses Naturereignis in uns hervorrief. Nie zuvor hatte ich einen derartigen Sturm erlebt und es war eine lange Nacht, in der wir immer wieder kräftig durchgerüttelt wurden, ehe er sich gegen den Morgen einiger Maßen beruhigte.