Die Rückfahrt

Sulina ist ein Dorf, am Abend noch erfuhren wir, dass die Plätze zurück nach Tulcea schon ziemlich ausgebucht waren. Ein Mitarbeiter auf dieser Fähre versprach uns gleich am Morgen zwei Plätze für uns zu reservieren. Wir revanchierten uns mit einem Wodka-Orange. Am Morgen klappte alles wie am Schnürchen und wir kamen um 10:00 in Tulcea an.

Da der Zug keine Alternative war und fast der gesamte öffentliche Verkehr mit privaten Bussen abgedeckt wurde, suchten wir das Büro am Hafen, um eine Fahrt nach Bukarest zu buchen. Auf die Frage, wie wir die Fahrräder transportieren und ob man dazu Tickets brauche, kam die Antwort, das müsst ihr mit dem Fahrer ausmachen. Bei der Abfahrt führte uns der Fahrer hinter den Bus, wo wir das "privat Business" abwickelten. Für 15 Euro wurden unsere Räder in der letzten Reihe des Busses platziert. Während der Fahrt war auch schön zu sehen, wie sich ein Volk selbst organisiert, wenn es der Staat nicht schafft. In jedem Dorf wurde irgendetwas im Bus abgegeben und einige Stationen später wieder abgeholt. Der Fahrer kassierte immer brav mit, dasselbe sahen wir auch am Bahnhof in Bukarest, als bei jedem ankommenden Zug aus der Lokomotive Pakete an die Leute verteilte wurden.

Eigentlich hätten wir erwartet, dass der Bus am Bahnhof in Bukarest eine Station hätte, anstatt dessen war plötzlich irgendwo in der Stadt Endstation. Heute würde ich das Handy routen lassen. Damals bestellten wir ein Taxi, das uns bis zum Bahnhof vorausfuhr, wir hechelten mit unseren Rädern dem kopfschüttelnden Taxifahrer hinterher. Nach schwachen 10 Minuten waren wir am Hauptbahnhof.

An solchen Bahnhöfen gilt es als Radler mit Gebäck immer die Sinne zu schärfen, Gott sei Dank waren wir zu zweit, sodass immer einer auf die Räder aufpassen konnte. Am Auslandsschalter verhandelte Mitko mit einer "Miss very important". Sie erklärte uns, dass es nicht erlaubt sei, in rumänischen Zügen Fahrräder zu transportieren. Der Rest liege im Ermessen des Schaffners. Da die Busse erst am nächsten Tag wieder nach Wien fuhren und wir dann zusätzlich noch ein Hotel gebraucht hätten, wollten wir es wagen und buchten ein "Zweier Schlafabteil". Um 16:00 kam unser Zug an, wir bestiegen mit den Rädern den Zug und hörten hinter uns schon den Schaffner rufen. Die Rufe ignorierend stiegen wir ein und deponierten die Räder in unserem Abteil. Ich verband sie zusätzlich mit dem Radschloss und legte mich mit dem Satz "Die kriegt hier keiner mehr raus" aufs Bett.

10 Minuten später kam der Schaffner und erklärte Mitko lang und breit, dass er die Verantwortung trage und dass Räder nicht erlaubt seien. Mitko bot ihm 20 Euro für die Räder an. Ohne das Geld zu nehmen verschwand er wieder und wir fuhren los. Nach einer halben Stunde kam er wieder und sagte, es koste 20 EUR pro Rad. Der Deal war perfekt,- zusätzlich nahm er noch unsere Fahrkarten an sich, die eine zweiwöchige Gültigkeit hatten. Wir sahen sie nicht wieder, sie wurden sicher noch ein zweites Mal verkauft. Wir sollten am Morgen in Wien sein, hatten jedoch 6 Stunden Verspätung. Um 13:00 kamen wir in Wien an. In Wien Meidling suchte ich den Radweg und fuhr 10 m auf dem Gehsteig.

Worauf mich ein älterer Herr erbost fragte, ob „i kane Augn im Schädl habe“. Ich wusste, ich war zu Hause angekommen, meine Heimat hat mich wieder.

 

 

Ankunft in Tulcea
Ankunft in Tulcea
bei "MACI" am Bukarester Bahnhof
bei "MACI" am Bukarester Bahnhof
Die Räder im Schlafabteil
Die Räder im Schlafabteil
Die Räder im Schlafabteil
Die Räder im Schlafabteil