Ziemlich nervös vor der bevorstehenden Stadtfahrt absolvierte ich die obligaten Startfotos, bevor es losging. Vor der Tour gab ich das Rad zu Hause noch ins Sportgeschäft, um die Kette zu tauschen. Ich gab ihnen den ausdrücklichen Hinweis, den vorderen Zahnkranz zu kontrollieren, da eine neue Kette auf einem abgenützten Zahnkranz schnell mal durchdreht. Der Spezialist im Geschäft übergab mir das Rad mit dem Hinweis, dass hier keine Notwendigkeit besteht. Nach 200 Metern der 2000 Kilometertour kam ich zur Erkenntnis, dass man einem Spezialisten nicht immer glauben soll, die Kette ratterte bei der ersten Ampel schon durch. Das hieß für mich dass ich die restliche Tour auf dem kleinen oder großen Ritzel fahren musste, das mittlere war mit der neuen Kette nicht benützbar.
Die Fahrt aus der Stadt war dagegen kein Problem, die Naviki Route führte über relativ verkehrsberuhigte Straßen aus Athen raus. Nach ca. 11 km ließen wir die Stadt hinter uns. Am Stadtrand gab es noch geistlichen Beistand, wir trafen einen Priester, dessen Kirche wir besuchten und der uns in höchsten Tönen vom deutschen Bier vorschwärmte. Danach ging es 700 Hm das kithaironische Gebirge hoch. Nach den griechischen Mythen wurde in diesem Gebirge Ödipus ausgesetzt und Herakles tötete den kithaironischen Löwen. Da das Gebirge seither löwenfrei war, fühlte ich mich befreit von der Stadt wie ein Fisch im Wasser. Auf der Passhöhe wartete Gerhard mit dem gedeckten Campingtisch. Ich kam mir vor wie Sir David Lindsay in einer Karl May Verfilmung, der sich von seinem Diener Archie verwöhnen lässt.
So gestärkt ging es danach hinunter in die fruchtbare böotische Ebene, wo wir auf einer Schotterstraße landeten. Hier gab es den ersten "Patschen" bei Werners Rennrad. Meine Schwalbe Marathon Plus Mäntel wogen zwar zusammen so viel wie die ganzen Laufräder von Werner, aber dafür hatte ich die letzten 10 Jahre keinen "Platten" mehr.
Nach 74 km war diese schöne erste Etappe geschafft, wir nächtigten beim Amphitheater in Thiva. Das Lokal hatte offen aber wir waren die einzigen Gäste.