Pärchentour 2023 344 km
Dieses Jahr waren Johann und Maria mit der Planung beauftragt. Ursprünglich wollten wir den Salzkammergutradweg fahren. Da wir aber hier in einer Touristenhochburg unterwegs waren, gestaltete sich die Quartierplanung für sechs Leute mit täglichem Standortwechsel äußerst schwierig (sechs Wochen Vorausbuchung ohne Storno Option).
Deswegen entschlossen wir uns schließlich nur zweimal das Quartier zu wechseln und Sternenfahrten zu veranstalten, was auch Fahrten ohne Gebäck ermöglichte.
Eine Änderung erforderte auch eine interne Abstimmung. Nach dem Motto „Sich zu quälen ist eine Tugend und keine Not“ waren E-Bikes in unserer Truppe tabu. Da Gerhard die letzten zwei Jahre gesundheitsbedingt nur als Fahrer eines Begleitfahrzeuges teilnehmen konnte, wurde für ihn auch ein E-Bike geduldet.
Die Tour startet in Mondsee, wo wir in der Pension Göschlberger (100 EUR mit Frühstück pro Nacht) zwei Tage nächtigten.
Nach zweieinhalb Stunden Anfahrt trafen wir uns um 8:30 bei der Pension, wo wir nach einem Gruppenfoto die erste Fahrt starteten. Schönes Herbstwetter beleuchtete uns die herrliche Naturkulisse in dieser schönen Ecke Österreichs.
Ich durfte mit meiner Naviki App wieder als Pfadfinder fungieren und routete nach den von Hans vorgegebenen Tracks. Die ersten drei Kilometer mussten wir gleich 100 Hm überwinden ehe wir zur Mondseestraße hinunterrollten und uns am mehr oder weniger parallel zur Bundesstraße verlaufenden Radweg dem Irrsee näherten.
In Oberhofen am Irrsee bogen wir Richtung Osten ab und fuhren einem Hügel nach dem anderen folgend nach Frankenmarkt.
Zwischen Frankenmarkt und St. Georgen im Attergau gab es wieder einige Hügel zu überwinden, bevor wir uns eine Mittagspause gönnten. Danach ging es fünf Kilometer begab, bis wir bei Altenberg den Attersee erreichten und immer leicht erhöht parallel zum See dahin radelten. Immer wieder eröffneten sich schöne Ausblicke auf den unter uns liegenden See. Nach acht weiteren Kilometern erreichten wir bei Buchenort die Bundesstraße und fuhren bis Unterach auf dem Niveau des Sees entlang.
Nach einer Kaffeepause radelten wir drei Kilometer die Seeache entlang, die den Mondsee zum 12 m tiefer liegenden Attersee entwässert.
Danach ging es die Nordseite des Mondsees zurück. Hier radelt man teilweise auf der Mondseer Bundesstraße. Bis auf einen kurzen giftigen Anstieg verläuft dieser Teil aber flach am See.
Am Hauptplatz in Mondsee genehmigten wir uns das verdiente Etappenbier.
2. Tag 12. September 2023 84,5 km 780 Hm
Nach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir um halb neun unsere Etappe. Das Wetter war wie im Bilderbuch und so fuhren wir ein paar Kilometer das Südwestufer entlang, bis wir uns in einem Ort mit dem interessanten Namen „Schwarzindien“ ein Stück vom Seeufer entfernten. Nach ca. 5 km kamen wir bei Grieß auf die Uferstraße zurück. Die Morgentemperaturen erlaubten bereits wieder kurzärmelige T-Shirts und die Morgenstimmung am See lud zum Bilder sammeln ein.
Nach 10 km bogen wir Richtung St. Gilgen ab, auf den nächsten 1,5 km galt es 200 Höhenmeter zu überwinden - die Steigung war moderat und so kamen wir ohne Anstrengung zum Scheitelpunkt bei Winkl.
Ab hier ging es steil zum Wolfgangsee nach St. Gilgen hinunter. Danach radelten wir vergnüglich die zwölf Kilometer am Südufer entlang, bis wir den See in Strobl verließen. Von hier waren es weiter 13 km bis Bad Ischl.
Dort statteten wir dem berühmten Kaffee Zauner am Ufer der Traun einen Besuch ab. Die Kaiservilla ließen links liegen und fuhren, nachdem wir uns in Supermarkt ein paar Sandwiches besorgt hatten, die Traun entlang bis Mitterweißenbach. Dort bogen wir links Richtung Attersee ab. Hier mussten wir auf 7 Kilometer 120 Höhenmeter überwinden. Der Schotterweg bergauf war unglaublich schön und gut zu befahren. Unter uns schlängelte sich der smaragdgrüne Bach, der immer wieder zum Staunen brachte. Nach ein paar Kilometer, wo sich der Bach verbreiterte und zu einem Fußbad einlud, machten wir eine „Jausenpause“ und verzehrten unsere Tagesverpflegung. Danach wurde der Radweg teilweise gefährlich weich, sodass wir uns entschlossen, die fünf Kilometer lange Bergabfahrt auf der Straße zu bewältigen. Kurz vor Weißenbach am Attersee begaben wir uns wieder auf den Radweg. Nach einer kurzen Uferfahrt (7 km) am Attersee fuhren wir die Seeache entlang und wie am Vortag am Nordufer der Mondsees zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Mondsee. Die Etappe war ein wunderbarer Ausflug durch das Salzkammergut und der Herrgott belohnte uns wieder einmal mit einem Prachtwetter. Wir dankten es ihm mit einem demütig genossenen Etappenbier am Zielort.
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3. Tag 13. September 2023 66 km 500 Hm
Nach dem Frühstück übersiedelten wir per Auto nach Wals, wo wir für die nächsten zwei Tage im Hotel Rupertigau (125 EUR mit Frühstück) nächtigen sollten. Für den heutigen Tag war immer wieder Regen angesagt, sodass wir nur grob planen konnten. Die eigentliche Tour wäre von Wals aus eine Umrundung des Obertrummer Sees und eventuell auch des Mattsees gewesen. Glücklicher Weise bot sich Werner, der Schwager von Johann, mit dem ich früher zusammen in die Lehre ging und auch gemeinsam in unserem Sportklub Fußball spielte, als lokaler Radführer an.
So radelten wir anfangs auf einer schönen Schotterpiste die Saalach entlang. Es war ein stimmiger Radweg an diesem schönen Fluss, der, wie uns Werner erzählte, wieder an einigen Stellen „renaturiert“ wurde.
Nach 10 km trafen wir auf die Salzach, die wir bei der Autobahnbrücke der A1 überquerten. Danach folgten wir die nächsten 10 Kilometer stetig bergauf der ehemaligen Ischlerbahn. Hier überwanden wir 150 Hm. Die Steigung war jedoch wie bei einer Bahntrasse üblich sehr moderat. Der Himmel war leicht bewölkt und wieder einmal war es die pure Lust, durch diese schöne Landschaft zu radeln. In Eugendorf bogen wir dann Richtung Norden ab nach Seekirchen, wo es auf die nächsten drei Kilometer noch einmal knappe 100 hm zu überwinden gab, ehe es in einer rasanten Fahrt nach Obertrum hinunterging. Hier besuchten wir das Grab unseres Trauzeugen und Onkels von Maria und Martha und wie von oben bestimmt schickte und der Himmel ein paar Tränen herunter. Nach einem kurzen Check der „Wetter-App“ sahen wir, dass uns die Wetterzelle nur streifen würde, aber eine Seeumrundung war nicht ratsam. So offerierte uns der ortskundige Werner Richtung Süden nach Anthering zu fahren. Hier galt es die nächsten vier Kilometer die letzte Steigung des Tages zu überwinden, bevor wir bei Mödham ein drei km langes Hochplateau erreichten. Kurz vor der Abfahrt nach Anthering bot sich uns ein grandioser Ausblick bis nach Oberndorf und hinein in die Chiemgauer Alpen. Danach ging es über die Salzach und Saalach wieder zurück. Vor demEtappenende machten wir noch einen Abstecher zu Red Bull Arena und dem Schoß Kleßheim in dem sich das Salzburger Casino befindet. In Wals eingetroffen blieben wir bei der Abstimmung noch eine 25 km Runde anzuhängen nur zu zweit über und so wurde nach 66 Kilometern der Radtag beendet. Die Entscheidung stellte sich als richtig heraus, eine halbe Stunde später saßen wir bei einem Bier und draußen begann es zu heftig regnen.
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4. Tag 14. September 2023 61 km 470 Hm
Am Morgen hingen die Nebel am Untersberg und so entschlossen wir uns kurzerhand mit dem Auto zum Chiemsee zu fahren und dort den See zu umrunden. Bei der Anfahrt raste Johann gleichmal an der ersten Ausfahrt vorbei, sodass wir schließlich Übersee starteten. Zuvor ärgerten uns die Parkautomaten, die keine Kartenzahlung akzeptierten und so musste Gerhard erst mal eine App installieren, bei der wir uns auch nicht sicher waren, ob die Zahlung erfolgte oder nicht. Willkommen im High-Tech Land Bayern.
Beim Start war der Radweg noch ein bisschen feucht und der ersten vier Kilometer parallel zu Autobahn waren mäßig attraktiv. Danach bogen wir in Winkl Richtung Norden ab und es ging erst mal zehn Kilometer leicht wellig das Ostufer entlang, ohne dass wir in die Nähe des Sees kamen. Das Wetter hatte aufgeklart und die bäuerliche Umgebung verschaffe uns ein vergnügliches dahin radeln. Bei Kilometer 18, kurz vor Arlaching konnten wir das erste Mal die Füße in den See stecken. In Seebruck an der Alz genehmigten wir eine eine Eispause. Danach ging es wieder leicht hügelig das Westufer entlang bis Prien am Chiemsee, wo wir uns am Kai eine Weißwurst genehmigten. Johann hatte die glorreiche Idee mit mir ein Weißbier zu teilen, manchmal muss man einfach auf seine Nachbarn hören.
Als wir uns beim Badeplatz Schöllkopf notwendiger Weise vom See entfernten, kamen aus den hinteren Reihen Routingzweifel und Tourenvorschläge. So fuhren wir unter Protest durch die südöstlich Moorlandschaft des Chiemsees. Die einzige Alternative zu diesem Weg wäre eine Kanufahrt über den See gewesen. Beim Chiemseepark Felden hätte es eine kürzere Route parallel zur Autobahn zum Etappenende gegeben, auch hier setzte ich mich durch und wir fuhren die längere, aber schönere Strecke durch das „Hacken und Rottauer Filz“. Diese Route führte uns auch zum stillgelegten Torfbahnhof Rottau, der mittlerweile zu einem Museum umgestaltet wurde. Leider kamen wir außerhalb der Öffnungszeiten an.
Kurz danach mussten wir nochmals eine Schotterrampe mit 18 % Steigung hochradeln, bevor wir nach 61 km wieder am Startpunkt ankamen.
Wieder hatten wir einen schönen Flecken in unserer weiteren Umgebung kennengelernt.
Am Abend genossen wir in unserem Quartier die ausgezeichnete Küche und verbrachten einige gesellige Stunden auf der Hotelterrasse.
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5. Tag 15. September 2023 59,5 km 590 Hm
Der morgendliche Blick aus dem Zimmer versprach einen schönen Tag. Die Nebel hingen zwar noch in den Hängen des Untersberg aber Wolken waren keine zu vernehmen. Werner machte uns heute wieder den Führer.
Nachdem wir unser Gebäck abfahrtsbereit in den Autos verstaut hatten, ging es um halb neun Richtung Walserberg los. Nach sieben Kilometern hatten wir bei Hinterreid schon die ersten 100 Hm absolviert und rollten hinunter auf Großgmein wo wir zwei Meter hinter der Staatsgrenze scharf links abbogen und dem Augustiner Graben folgten, der die Grenze markiert.
Ab hier ging es auf 3,5 km 200 Meter in die Höhe mit ein paar kurzen, aber giftigen Passagen. Der Radweg war asphaltiert und die morgendlichen Temperaturen waren ideal, - ein Radwandertag wie im Bilderbuch. Dieses Bilderbuch öffnete eine neue Seite, als sich am Zenit des Aufstieges der Watzmann zwar noch teilweise vom Nebel verhüllt in der Ferne zeigt.
Aber hier rollten wir die nächsten 13 km teils auf Radwegen, teils auf der Bundesstraße bis nach Berchtesgaden hinunter. Immer begleitet vom Watzmann, dessen Ostwand mit 1800 m die höchste der Felswand Ostalpen ist.
In Berchtesgaden gab es am belebten Hauptplatz einen Kaffee, ehe wir wieder nordwärts Richtung Grödig weiterfuhren. Hier radelten wir die nächsten 15 km auf einem sehr schönen Radweg, der dem Verlauf Berchtesgadener Ache folgt. Dieser schöne Fluss wird sonderbarer Weise beim Überschreiten der Grenze zu Österreich zur Königsseher Ache. Diese hat allerdings ein sehr kurzes Leben, da sie bereits nach wenigen Kilometern in die Salzach mündet.
Wir bogen in Grödig nach Anif ab und erweiterten die Untersbergumrundung mit einem Umweg nach Salzburg, indem wir über den Tiergarten Hellbrunn bis in die Altstadt und den Dom radelten. Hier gab es anstatt Mozartkugeln ein Bosna, bevor uns Werner durch die Kapillaren der Hauptstadt zurück nach Wals zu unserem Start führte.
So endete eine tolle Radwoche, die von der Streckenführung äußerst entspannt, wunderbare Eindrücke und Bilder lieferte und noch lange in meiner Erinnerung nachwirken werden. Einen lieben Dank an Maria und Johann für die Planung und auch ein herzliches Dankeschön an meinen Ex-Fußballkapitän Werner für die tolle Routenführung in Wals.
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