Pärchentour 2022 Drau – Mur 390 KM
Für unsere jährliche Pärchentour waren dieses Mal wir für die Planung zuständig. Nach zwei Jahren Österreich (Passau- Wien und Murradweg) wollte ich den „ausländischen Teil“ der Drau und der Mur befahren. Den Großteil dieser Tour bin ich voriges Jahr im Juli solo gefahren. Ich habe sie nur leicht adaptiert, um sie ein bisschen gruppentauglicher zu machen. So kürzte ich die ersten beiden Etappen, indem ich die Soboth ausließ und anstatt dessen über den Radlpass fuhr. Jedoch wollte ich die Mur abschließen, indem ich bis zu ihrer Mündung in die Drau nach Legrad fahren wollte.
Ebenfalls ersparen wollte ich mir die Etappe Radkersburg - Graz, die wir vor zwei Jahren in die umgekehrte Richtung bereits gefahren waren.
Netterweise konnten wir bereits am Vortag der Tour nach Graz anreisen und bei Martha und Gerhard nächtigen. Am Vorabend stellten Johann und ich die Autos schon an unserem Zielort in Bad Radkersburg ab. Hier erlaubte uns das Hotel in Altneudörfl die Autos für die Dauer der Tour auf seinem Parkplatz zu parken.
Gerhard konnte aufgrund von Knieproblemen leider wieder nicht teilnehmen und mutierte zum zweiten Mal hintereinander zum Begleitfahrer. Wenn ich all meine Touren zusammenzähle, bei denen Gerhard der Begleitfahrer war, so plagt mich langsam das schlechte Gewissen.
Tag 1. Graz- Eibiswald 81,6 Km 540 Hm
In der Gegend von Eibiswald ein Hotel für sechs Leute zu finden, ist offensichtlich etwas schwierig.
Und so landete ich bei der Suche nach einer Herberge schließlich bei einem Bauernhof in der Mitte des Radlpasses.
Um 9:30 starteten wir bei prächtigem Wetter in Raaba bei Graz. Martha machte uns den Guide bis zum Murradweg, auf den wir nach 10 km in Kalsdorf stießen. Von hier aus folgte ich exakt der Route der Vorjahrestour. Bei Km 30 verließen wir die Mur und radelten den Sulmtalradweg entlang. Immer wieder mal gab es kleine Fotosessions an diesem lieblichen Radweg. Kurz nach Fresing verließen wir die Sulm und radelten den Saggautalradweg weiter Richtung Süden.
Als wir nach 65 Kilometern die südsteirische Weinstraße erreichten, folgten wir nicht mehr dem Saggautalradweg, sondern fuhren den „zwei Flüsse Radweg“ über Bischofsegg und Pitschgau. Hier drohten vom Norden kommend immer schwarze Wolken, die uns manchmal sogar ein paar Tropfen vom Himmel schickten. Das war auch der Grund, warum wir kurz vor Eibiswald bei Hörmsdorf doch wieder auf die südsteirische Weinstraße fuhren, um dem grauen Regenband, das uns nur kurz streifte, zu entkommen. In Eibiswald fuhren wir zunächst Richtung Soboth um danach in Aibl auf die Radlpassstraße abzubiegen. Hier ging es moderat steigend unserem Quartier entgegen. Der letzte Kilometer zum Quartier hat noch 100 Höhenmeter parat, sodass wir mit dem richtigen Durst beim „Wohlfühlbauernhof Siebernegg „ankamen. Gerhard war mit dem Gebäck noch nicht eingetroffen und so gönnten wir uns das verdiente Etappenbier auf der Terrasse bei wieder schönem Wetter. Dieses Quartier bietet normalerweise keine Speisen oder Frühstück an, aber für uns sechs machte der freundliche Gastgeber eine Ausnahme und es gab um 18:00 einen herrlichen Schweinsbraten (das war natürlich im Vorfeld telefonisch abgeklärt). So verbrachten wir einen vergnüglichen Abend am Radlpass.
Tag 2. Eibiswald nach Marburg 60,2 km 920 Hm
Nach einem sehr guten und ausgiebigen Frühstück fuhren wir den von unserem Quartiergeber empfohlenen Waldweg Richtung Radlpass. Nach einem kurzen giftigen Anstieg hatten wir das gröbste schon hinter uns und radelten entspannt die 130 Hm zum Radlpass, den wir nach zwei Kilometern erreichten. Oben trafen wir drei deutsche Radler, die zum Mittelmeer unterwegs waren. Sie wollten die Drau Richtung Kärnten fahren, ich empfahl ihnen ab Villach dem Alpe Adria Radweg Richtung Grado zu folgen. Danach gab es eine rassige Abfahrt, bis wir nach 12 Kilometer bei Vuhred die Drau erreichten. Die nächsten 10 Kilometer ging am Südufer hangseitig entlang, wobei immer wieder moderate Steigungen zu befahren waren. Nach 22 km bog der Radweg im rechten Winkel Richtung Süden ab. Die nächsten sieben Kilometer mussten wir 350 Höhenmeter überwinden und wurden danach mit einer sieben Kilometer langen Abfahrt belohnt. Danach folgte noch mal ein zwei Kilometer langer Anstieg mit 100 Höhenmetern. Johanns Proteste schweben ungehört durch die liebliche Landschaft, sein Blick ist ein einziger Vorwurf. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, zwei Jahre E-Biken hinterlässt offensichtlich konditionelle Spuren. In unsere Gruppe sind Motoren bislang noch verpönt. Die Damen halten sich tapfer. Bei Kilometer 41 erreichten wir bei Fala wieder die Drau und wechselten, nachdem wir einen Kilometer gegen die Flussrichtung fuhren, bei einem Kraftwerk wieder auf die Nordseite. Wird man bei Radwegen normalerweise eher durch Ortschaften geleitet, so schien man es in diesem Abschnitt darauf angelegt zu haben, diese zu umfahren. Erst ein gesperrter Radweg Richtung Ruse ließ uns nach Selnica reinfahren, wo wir uns bei einem Kebabstand etwas zum Essen und Trinken besorgen konnten. Gestärkt nahmen wir die letzten 20 km in Angriff. Leider war offensichtlich die Draubrücke nach Ruse gesperrt und so mussten wir die letzten 20 Kilometer nach Marburg der Bundesstraße folgen. Gerhard erwartete uns schon beim Hotel Orel (Doppelzimmer mit Frühstück 101 EUR), wo es auch eine versperrbare Radgarage gibt. Nachdem wir Räder und Gebäck versorgt hatten, gab es noch in der Rad Dress das Etappenbier in einem schönen Gastgarten. Danach ging es unter die Dusche und nach dem Abendessen wurde die schöne Stadt ausgiebig besichtigt.
Tag 3. Marburg – Varazdin 93,5 km
Nach einem feudalen Frühstück starteten wir wieder in einen herrlichen Tag hinein. Die Drau glitzerte spiegelglatt auf die rosa Stadtbrücke, wo wir unsere Startfotos machten. Es war angerichtet - und wir fuhren dementsprechend gut gelaunt dem Tag entgegen. Nach 5 Kilometern überquerten wir den Kanal, der von Marburg bis Ptui reicht. Danach ging es 20 km durch die Marburger Au, ehe wir fünf Kilometer vor Ptuj auf die rechte Seite des Kanales wechselten, der im Staubecken des Kraftwerkes von Ptui mündet. Kurz vor der Brücke machte wir noch ein paar Fotos mit der schönen Stadt als Hintergrundkulisse. In der Altstadt genehmigten wir uns einen Kaffee unter dem alten Rathaus mit seiner Barockfassade und trafen uns nach einigen Schwierigkeiten auch noch mit Gerhard.
Wie bei meiner „Vorjahrestour“ schon berichtet, fiel diese Stadt 1918 ohne Abstimmung an Jugoslawien. Sie hatte 1910 noch 86 % deutschsprachige Bürger. Die sich aber durch die Slawisierungspolitik in der Zwischenkriegszeit drastisch verringerte.
In einem offenen Europa mit einer Währung und mehr oder weniger offenen Grenzen trauere ich diesen „Verlust“ nicht nach und erfreue mich aufrichtig an dem geschäftigen Treiben, das mich umgibt.
Nachdem wir uns im Supermarkt mit Getränken und Proviant eingedeckt hatten, radelten wir links der Drau weiter Richtung Osten. Nach weiteren 30 km machten wir in Ormoz noch mal eine Kaffeepause.
Dahinter ging es auf teils groben Schotterpisten in Richtung kroatischer Grenze, die wir nach 75 km bei Trnovec überquerten. Nach der Grenze wurden die Feldwege noch ein bisschen ruppiger. Mein Plan, diesmal die Varazdiner Au zu umfahren, scheiterte, weil ich spät auf die Abfahrt geachtet hatte. Jedoch war es dieses Mal aufgrund der Trockenheit kein Problem, sodass wir ohne Schlamm und mit sauberen „Wadeln“ das Zielfoto an der Ortstafel von Varazdin machen konnten. Das B&B Garestin (59 EUR für das Doppelzimmer mit Frühstück) war ein bisschen rustikal und hatte einen leicht ungarischen Charme. Für uns Radler reichte es und das Essen war auch in Ordnung. Komischerweise musste man mit Kuna bezahlen (angeblich durfte man keine EUR nehmen), diese Regel schien nur in Varazdin zu gelten und war auch am Abend beim Stadtbummel ein bisschen mühsam. Davon abgesehen verbrachten wir einen vergnüglichen Abend mit einem Besuch der Burg und den Gastgärten der Altstadt bei herrlich lauen Temperaturen. Nachdem wir ins Hotel zurückgekehrt waren, kühlte ein Gewitter die Nacht ab.
Tag 4. Varazdin – Legrad - Donji Kraljevec 75 km
Heute ging es zur Mur-Drau Mündung nach Legrad ca. 50 km und danach ein Stück zurück in Richtung Norden, wo wir in Donji Kraljevec, unweit des Murradweges nächtigen sollten.
Das Frühstück war üppig und wir starteten um 8:30 in diese Etappe. Hinter der „Aqua City Varazdin“ hatten wir den Varazdiner Staudamm nach ca. 8 Kilometer erreicht und von da an ging es schnurgerade Richtung Osten. Bei Kilometer 13 verließen wir den Damm und folgten 11 Kilometer der mäßig befahrenen Straße. Bei Prelog radelten wir wieder auf den verkehrsbefreiten Damm der Staustufe „Jezero Dubrava“.
Hier genossen wir unsere exklusive erhöhte Aussicht und den Stausee unter uns, den man die lange Trockenheit dieses Sommers stark ansieht. Nach 10 Kilometern war dieser Luxus vorbei und wir mussten am Ende des Stausees wieder auf die Straße runter. Bei Donja Dubrave überquerten wir die Drau und fuhren die letzten 10 Kilometer zum Zusammenfluss von Mur und Drau nach Legrad. Hier hatten wir ein paar Kilometer grobe Schotterpiste zu bewältigen, bevor wir im Delta unsere Füße kühlten. Nachdem wir uns kindergleich am Wasser ausgetobt hatten, fuhren wir vom Delta die drei Kilometer zurück nach Legrad, wo wir in einem sehr guten Lokal zu Mittag aßen. Danach waren es knapp 13 Kilometer dieselbe Strecke zurück bis zum Ende der Staustufe, wo wir bei Sveta Marija nach Norden abbogen, um die letzten 10 Kilometer nach Donji Kraljevec zu fahren.
Das Hotel Kralj um 89 EUR mit Frühstück ist wirklich empfehlenswert, hat eine versperrte Radgarage und ein sehr gutes Essen.
Wir zelebrierten unseren letzten gemeinsamen Abend im Restaurant. Sightseeing fiel dieses Mal wegen Mangel an „Sights“ aus.
Tag 5. Donji Kraljevec – Bad Radkersburg 80,3 km
Das Frühstück passte zum Hotel, es gab nichts auszusetzen und so starteten wir um 8:30 zur letzten Etappe. Nach fünf Kilometern stießen wir bei Hodosan auf den offiziellen Murradweg, der relativ ereignislos durch geschätzte 50 Dörfer entlang schwach befahrener Straßen verlief.
Dieser Track führte immer an der Westseite der Mur entlang. Bei Gibina wechselten wir nach 40 Kilometern wieder die Grenze und fuhren in Slowenien ein.
Es hätte bei „Sveti Martin na Muri“ eine Option gegeben, auf die Ostseite der Mur zu wechseln und über Murska Sobota zu fahren. Die Route, die ich letztes Jahr gefahren bin, gefällt mir persönlich besser, weil sie ein bisschen naturbelassener ist. Nach Aussage unserer Damen könnten sie ewig durch Dörfer fahren und die Häuser und Gärten beobachten - so gesehen sind sie voll auf ihre Rechnung gekommen - es müssen ja alle glücklich sein.
Bei einer Baustelle, wo der Asphalt der Länge nach abgefräst worden war, konzentrierte ich mich ein bisschen zu sehr auf das Routing und machte einen Abgang von meinem Rad. Der Sturz verlief Gott sei glimpflich und außer einem temporären Schock bei der Gruppe blieb er ohne Folgen.
Nach 60 Kilometern gab es in Verzej eine Mittagspause, ehe wir die letzte 20 Kilometer unserer Tour in Angriff nahmen. Vom Westen her drohten schon dunkle Wolken, als wir die österreichische Grenze passierten und in Radkersburg einrollten. Da die Hotels rund um die Therme innerhalb eines Jahres ihre Preise um 50 % angehoben haben, entschlossen wir uns für das „Hotel Garni Altneudörflerhof“, das mit dem Rad nur ein paar Minuten von der Therme entfernt war. Wir konnten während der Woche auch unsere Autos am Hotelparkplatz abstellen. Dort angelangt, fing es während der Bestellung unseres Etappenbieres bereits zu regnen an. Was für ein Timing, der Regen tat uns nicht mehr weh, die Tour war zu Ende, wir haben wieder zusammen ein Stück unserer Nachbarschaft kennengelernt. Gerhard und Martha fuhren nach Graz und die „Schlicks und wir“ hängen noch zwei Relaxe-Tage in der Therme dran. Am Abend übernimmt Johann die Führung und wir besuchen die besten Heurigen und Lokale in Bad Radkersburg.