10. Tag Kutna Hora – Skrdlovice 93,8 km 1550 Hm



Diese Tour ist kurz beschrieben, gefühlte hundert Hügel hatte ich zu bewältigen. Als ich um 8:00 startete, war über mir strahlend blauer Himmel. Ein paar letzte Fotos von Kutna Hora im Morgenlicht als Erinnerung an diese tolle Stadt, dann ging es 12 Kilometer bis in die schöne Stadt Caslav. Nach weiteren 15 Kilometern mit sanften Hügeln bis Biskupice begann dann das Klettern. Immer wieder musste ich die teils giftigen Steigungen hergeben, um nach kurzen Abfahrten den nächsten Hügel zu erklimmen. Nach 45 Kilometern versorgte ich mich in der Stadt Sec mit sechs Liter Wasser, da in den Dörfern die pure Leere herrschte. Der Stausee nach Sec war einer der wenigen Höhepunkte entlang der Strecke. Die Temperaturen näherten sich kurz nach Mittag bereits wieder der 30 Grad Grenze. Des Öfteren wählte ich Abkürzungen auf der mäßig befahrenen Bundesstraße, um mir einige Hügel zu ersparen. Nach ca. 70 Kilometern war ein Garten gespickt mit Hunderten von Puppen, sodass er wie ein Horrorkabinett anmutete. Fast hatte ich Mühe stehen zu bleiben und einige Fotos zu schießen.

Nach knapp 94 Kilometer kam ich schließlich bei meiner Pension „Velke Darko“ an. Das Thermometer an der Hauswand zeigte 34 Grad an. Der Koch und der Kellner saßen auf der Stiege der Pension und keiner sprach ein Wort Deutsch oder Englisch. Nachdem ich mein Radgewand gewaschen hatte, fand ich am Balkon sogar eine Wäscheleine. Danach ging ich ziemlich ausgehungert ins Restaurant, fotografierte die Speisekarte und schickte sie Jan. Nach einer online Übersetzung aß ich ein ausgezeichnetes Rindsfilet und das Bier war kalt und gut gezapft. Ich war der einzige Gast im Restaurant. Nach dem Essen machte ich noch einen Dorfbummel und konnte in einem Geschäft sogar ein Brötchen und eine Wurst als Notvorrat für den morgigen Tag kaufen.

Ein letzter Blick auf Kutna Hora
Ein letzter Blick auf Kutna Hora
Der Steg über die Klejnárka
Der Steg über die Klejnárka
Kurz vor Čáslav
Kurz vor Čáslav
Der Hauptplatz in Čáslav
Der Hauptplatz in Čáslav
Der Stausee bei Sec
Der Stausee bei Sec
In den nie endenden Hügel
In den nie endenden Hügel
Schatten ist selten
Schatten ist selten
Unheimlich ein Garten gespickt mit hunderten von Puppen
Unheimlich ein Garten gespickt mit hunderten von Puppen
Meine Pension erreicht
Meine Pension erreicht

11. Tag Skrdlovice – Brünn 107 km 1130 Hm



Für heute sagte der Wetterbericht brütende Hitze und am Nachmittag Gewitter an. In meiner Pension hätte es erst ab 8:30 Frühstück gegeben, also verzichtete ich darauf und konnte dafür bereit um 6:15 starten.

Die Landschaft änderte sich anfangs nicht, es reihte sich Hügel an Hügel. In der morgendlichen Frische war es jedoch wesentlich leichter zu fahren als in der brütenden Hitze von gestern. Nachdem ich die ersten 40 Kilometer hinter mir hatte, die ich immer gegen Osten fuhr, ging es ab Bystřice nad Pernštejnem nach Süden und die Kletterei hatte ein Ende. Nach einer 4 Kilometer langen Steilabfahrt ging es bis auf wenige kleine Steigungen 40 km immer leicht bergab.

Nach 75 Kilometern ließen die drohenden Wolken das erste Mal ihr Wasser auf die Erde. Für eine Stunde entlang des Stausees der Brünner Talsperre schüttete es nun heftig. Gerade hier war es belebt und es wäre ein guter Zeitpunkt für eine Kaffeepause gewesen. Da der Regen warm war, verzichtete ich auf das Regengewand. Danach wurde es wieder sonnig und in Bystric, zehn Kilometer vor dem Ziel wechselte ich das nasse Shirt und fuhr weiter bis Brünn. Bei der Einfahrt hatte ich aufgrund einiger Baustellen Orientierungsschwierigkeiten, aber nach ein paar Irrwegen erreichte ich um 13 Uhr mein Hotel. Die Rezeptionistin versprach mir eine halbe Stunde später den Check in und so konnte ich in einem nahen Lokal noch ein Etappenbier trinken, ehe ich endgültig eincheckte. Danach hatte ich Zeit zum Sightseeing, die Innenstadt war an diesem Samstag sehr belebt und das einzige, was mir fehlte, war meine Frau. Beim nach Hause gehen spielten auf einer Bühne fünf alten Herren einen Deep Purple Hit nach dem anderen, es war ihnen die pure Lust anzusehen und am Ende des Konzertes taten mir vom applaudieren Hände weh. Wie sang doch der Bob Dylon:


When the winds of changes shift

May your heart always be joyful

May your song always be sung

And may you stay forever young

 

Start um 6:14
Start um 6:14
Die Wallfahrtskirche des hl. Johannes von Nepomuk in Žďár nad Sázavou
Die Wallfahrtskirche des hl. Johannes von Nepomuk in Žďár nad Sázavou
Die Einfahrt nach Brünn
Die Einfahrt nach Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Sightseeing in Brünn
Die Belohnung
Die Belohnung
Bei 107 Km darf man das...
Bei 107 Km darf man das...
Die Deep Purple aus Tschechien
Die Deep Purple aus Tschechien

12. Tag Brünn – Mistelbach 97 km



Mit einem tollen Frühstück startete ich in die vorletzte Etappe. Der Himmel war leicht bedeckt und für Nachmittag war wieder Gewitterwarnung ausgegeben. Die Ausfahrt aus der Stadt war kein Problem und schon bald war ich auf dem Eurovelo 9 Richtung Wien. Die ersten 40 Kilometer fährt man leicht bergab bis beim Stausee „Talsperre Nové Mlýny“ den tiefsten Punkt der Etappe erreicht. Der Radweg ist super angelegt und sehr gepflegt. Hier fährt man knappe 10 Kilometer dem Nordufer entlang, bevor man den Stausee Richtung Österreich verlässt. Inzwischen war ziemlicher Gegenwind aufgekommen und der Eurovelo wäre bei Nový Přerov links die Grenze entlanggegangen. Ich aber fuhr gerade aus die einsame Straße über Wildendürnbach wo ich mich nach 70 Kilometern mit einer kräftigen Suppe im Dorfgasthaus stärkte.

Danach ging es runter bis Staatz/Kautendorf, hier hatte ich vor 40 Jahren das Wählamt errichtet, es war aufgrund eines kautzigen Fernmeldebeamten eine meiner lustigsten Arbeitsstätten in meiner Berufskarriere. Weniger lustig war, dass sich hier meine Kurbel vom Rad löste und ich sah mich schon kurz vor dem Ziel scheitern. Meine Tochter erwischte ich bei der Ankunft am Flughafen in Wien und bestellte sie schon zum Abholen, als es mir schließlich doch noch gelang, das Problem selbst zu lösen und mit meinem Werkzeug eine Reparatur hinbrachte. Schmutzig, aber glücklich setzte ich die Fahrt für die restlichen 15 Kilometer zum Etappenziel nach Mistelbach fort. Das einzige verfügbare Quartier war ein Loch um 45 EUR, aber die Etappe war geschafft und es gab sogar Murauer Bier aus meiner Heimat. Als ich auch noch das Kaffee Harlekin im Originalzustand sah, in dem mir vor 40 Jahren der Wolfgang Bauer bei einer Lesung seinen Gedichtband signierte, war ich mit dieser Stadt, in der ich über drei Jahre gearbeitet hatte, wieder versöhnt. Um 20:00 ging ein heftiges Gewitter über der Stadt nieder und ich hatte wenigstens ein Dach über dem Kopf.

Am Eurovelo 9
Am Eurovelo 9
Kurz nach Brünn
Kurz nach Brünn
der schöne Radweg
der schöne Radweg
beim Stausee „Talsperre Nové Mlýny“
beim Stausee „Talsperre Nové Mlýny“
Verhungern muss man nicht
Verhungern muss man nicht
beim Stausee „Talsperre Nové Mlýny“
beim Stausee „Talsperre Nové Mlýny“
Der Radweg über den Stausee
Der Radweg über den Stausee
Wieder dahoam
Wieder dahoam
Die erste Wasserstelle nach 1200 km gab es in Neudorf im Weinviertel
Die erste Wasserstelle nach 1200 km gab es in Neudorf im Weinviertel
Bei der Ruine Staatz
Bei der Ruine Staatz
Das schöne Weinviertel
Das schöne Weinviertel
Kurbel ist weg, Gott sei Dank konnte ich es richten
Kurbel ist weg, Gott sei Dank konnte ich es richten
Kurz vor Mistelbach
Kurz vor Mistelbach
Ziel erreicht
Ziel erreicht
Bier aus meiner Bezirkshauptstadt
Bier aus meiner Bezirkshauptstadt
Das schöne Kaffee Harlekin in Mistelbach
Das schöne Kaffee Harlekin in Mistelbach


13. Tag Mistelbach- Wien 75,5 km


Das Frühstück gab es dieses Mal am Hauptplatz, deswegen war ich schon um 6:50 am Rad. Die ursprüngliche Route wäre ca. acht Kilometer länger gewesen, jedoch lockerte sich meine Kurbel erneut und so beschloss ich die Route entlang der Brünnerstraße zu nehmen, um im Ernstfall die Schnellbahn nach Wien in der Nähe zu haben. In Atzelsdorf zog ich die Kurbel erneut auf und ab da machte sie mir bis Wien keine Schwierigkeiten mehr. In Gaweinstal traf ich auf die Brünnerstraße der ich bis Wolkersdorf folgte. Durch die parallel verlaufende A5 war diese vormalige Hauptverkehrsader praktisch verkehrsfrei. In Obersdorf traf ich meinen dritten ehemaligen Kollegen auf dieser Tour. Bei Richard, der nach meiner Pensionierung beinahe alle meine Agenten übernahm, gab es Kaffee und Kuchen und zusätzlich konnte ich noch per Videokonferenz am Teammeeting meiner Exkollegen teilnehmen. Danach ging es in bekanntes Terrain über den Rendezvousberg und den Marchfeldkanal zur Donauinsel.

Hier gab es noch ein Foto mit Donau und Kahlenberg und danach über den Prater zum Auto in den dritten Bezirk.

Das Rad auf das Dach und die restlichen 300 km nach Hause.

In Summe 1240 Kilometer geradelt und wieder eine neue Ecke unseres Kontinents kennengelernt. Wie sagte unser Kaiser: „Es hat mich sehr gefreut“.


Im wunderschönen Weinviertel
Im wunderschönen Weinviertel
Über Wolkersdorf mit Blick auf Wien
Über Wolkersdorf mit Blick auf Wien
Kaffee, Kuchen und Teammeeting mit meinen Exteam bei Richard
Kaffee, Kuchen und Teammeeting mit meinen Exteam bei Richard
Rendezvousberg
Rendezvousberg
Am Marchfeldkanal
Am Marchfeldkanal
Am Nordsteg hinten Kahlen und Leopoldsberg
Am Nordsteg hinten Kahlen und Leopoldsberg
An meiner geliebten Donau
An meiner geliebten Donau
Geschafft, ab nach Hause
Geschafft, ab nach Hause