Der Main Radweg Juni 2023 604 Km
Nachdem uns der Main bei der vorjährigen Tour (Frankfurt – Bad Tölz) außerordentlich gut gefallen hat. Beschlossen wir kurzerhand dieses Jahr den gesamten Main zu befahren. Die zweite Option (die Nordsee) wollte Maria wegen der langen Anreise auf ein weniger stressiges Berufsjahr verschieben. Es wird wohl erst in der Rente möglich sein. Der Start war in Creußen geplant, wo der offizielle Radweg (variante roter Main) beginnt. Ich machte per Google Maps ein paar Parkplätze aus, war mir aber ob der Parkdauer und Gebührenpflicht nicht sicher, ob ich hier für längere Zeit parken durfte. Eine E-Mail an die Stadtverwaltung wurde innerhalb einer Stunde beantwortet mit einer detaillierten Beschreibung, wo ich kostenfrei parken konnte. Dazu noch eine Tel. Nummer, falls ich noch Rückfragen hätte.
Herzlichen Dank an Frau Van der Waude von der Stadtverwaltung Creußen.
Um Zeit zu sparen fuhren wir bereits am Mittwoch nach der Arbeit 300 von den 500 Kilometern Anfahrt und nächtigten wir 50 km nördlich von München.
Tag 1. Donnerstag 8. Juni
Creußen - Kulmbach 61,5 Km
Nach den restlichen 200 km Anfahrt konnten wir um 10:00 Uhr die Tour in Creußen starten. Hier galt es auf den ersten 9 Kilometern die einzige nennenswerte Steigung bis zur roten Main-Quelle zu überwinden. Nachdem wir bei der Quelle unsere Trinkflaschen (eher ritueller Natur) nachfüllten, ging es steil nach unten Richtung Bayreuth. Als wir nach 12 km noch eine kurze Steigung zu überwinden hatten, drohte uns zum ersten Mal eine dunkle Wolke. Hinter Haag konnte wir gerade noch rechtzeitigen unter einer Straßenbrücke u
Unterstand finden, nach 5 Minuten war der Spuk wieder vorbei. Die Einfahrt nach Bayreuth war dann wieder feucht und jedes Mal, wenn wir beschlossen, in das Regenzeug zu schlüpfen, hörte es wieder auf. Da der Wetterbericht in Laufe des Nachmittags weitere Gewitter vorhersagte, beschränkten wir uns in Bayreuth auf ein Minimum an Sightseeing. Ich ließ es mir zum Leidwesen von Maria jedoch nicht nehmen, vor der Statue eines Herrn Wagner die Ouvertüre zum Lohengrin zu schmettern (der bronzerne Mann hinter mir musste es wehrlos über sich ergehen lassen).
Bald war Bayreuth hinter uns und wir fuhren bei schwüler Hitze Richtung Kulmbach. Immer wieder störten kurze Schauer die Weiterfahrt.
In irgendeiner Ortschaft brach ohne Vorwarnung ein Wolkenbruch aus, als wir unter einer Dachtraufe Unterstand suchten, öffneten uns die freundlichen Hausbesitzer das Eingangstor, sodass wir die 10 Minuten heil überstanden. Nach 45 Kilometern fuhren wir einer heftig blitzenden weißen Wand entgegen. Eine kleine Siedlung war unsere letzte Hoffnung auf einen Unterstand, als wir ein Bushäuschen entdeckten, in dem bereits ein Radpärchen mit einem E-Tandem und ein Jogger Unterschlupf gesucht hatten. Eine Stunde dauerte das Inferno mit Blitz und Hagel, bevor wir weiterfahren konnten. Zu unserem Glück hatte das andere Radpärchen eine hervorragende Warnwetter App, die uns minutengenau sagen konnte, wann das Unwetter vorbei sein würde. Ansonsten hätte uns die Ungewissheit darüber wahrscheinlich den Nerv gezogen. Nachdem alle Voraussagen pünktlich eingetroffen waren, konnten wir uns beruhigt darauf verlassen, dass es bis Kulmbach keine Störungen mehr geben würde. So fuhren wir getrost dem Mainzusammenfluss entgegen, den wir nach 7 Kilometern erreichten. Nach ein paar Fotos von der Vereinigung des roten und des weißen Mains ließen wir uns von unserer Naviki App durch einen Baustellendschungel nach Kulmbach leiten. Das Taste Hotel in Kulmbach um 112 EUR mit Frühstück hatte eine tolle Radgarage mit Luftpumpe und Werkzeug im Keller des Hotels. Wir waren hier gut aufgehoben und konnten den Abend in Kulmbach genießen.
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Tag 2. Freitag 9. Juni Kulmbach - Bamberg 86 km
Bei traumhaftem Wetter war die baustellenversperrte Ausfahrt aus Kulmbach bald gefunden. Da das sehr gute Frühstück im Hotel bereits ab 6:00 angeboten wurde, konnten wir bereits um 7:48 die Tour starten. Ich bevorzuge immer einen frühen Start, die Morgenfrische ist erstens ein Muntermacher und zum Zweiten will ich mittags schon den Großteil der Strecke weggeradelt haben.
Bei Mainleus überquerten wir zum ersten Mal die Main. Hinter Burgkunstadt, nachdem wir eine Schotterpassage in einem Waldstück passiert hatten, ließ sich das vordere Ritzel nicht mehr hochschalten. Irgendetwas in der Gangschaltung blockierte, als ich mich schon geistig einstellte diese Tour wie die Athentour auf einem Ritzel durchzufahren, entdeckten wir bei genauer Betrachtung, dass sich ein kleiner Stein im Seilzug verklemmt hat. Nachdem wir das Rad einmal auf den Kopf gestellt hatten, war das Malheur wieder behoben.
Nach 40 Kilometern machten wir im schönen Städtchen Lichtenfels eine Kaffeepause. Im Schanigarten der Konditorei empörten sich zwei Dame mittleren Alters wie zwei böse Krähen über jeden einzelnen Radfahrer, der das Stadttor passierte. Ein wunderschöner Tag, ja fast ein Paradies und sie sehen es nicht. Sie sind gefangen in ihrem eigenen kleinen Kosmos.
Umso dankbarer durchfuhren wir zwei wieder durch die schöne Landschaft, als wir irgendwo auf der Strecke das Pärchen trafen, mit dem wir am Vortag eine Stunde im Bushäuschen verbracht hatten. Nach einem kleinen Schwätzchen fuhr jeder wieder seine eigene Tour. Um 13:30 waren wir in unserer Zielstadt Bamberg und checkten im Hotel National ein. Die Räder konnten wir in der Tiefgarage unterbringen und um das Doppelbett hatten wir gerade mal 50 cm Zimmer, aber für eine Nacht wird es schon reichen. Dieses Hotel war das einzige, das wir schon eine Woche vorher gebucht hatten, da in Bamberg schon alles ziemlich voll war.
Danach machten wir Sightseeing in der Stadt, in der es ehemals 68 Brauereien gab. Über die Anzahl der jetzigen Brauereien streitet man sich. Die einen haben 15 in ihrer Zählung und die anderen 8, je nach Betrachtungsweise, was als Brauerei zählt. Wir haben drei probiert und alle haben uns gemundet. Im Sightseeing Bus mit kaputten Stoßdämpfern wurden wir mehr durchgerüttelt als die 86 KM davor mit dem Rad. Danach besuchten wir den Dom und die schöne Insel zwischen beiden Regnitzarmen. Hier aßen wir im „Scheiners am Dom“ eine Portion Schweins Medaillon mit einem großen Salatteller um 12,90 EUR. Die Qualität und die Menge dieses Festschmauses versetzte uns in genussvolles Staunen. Als wir um 19:00 müde im Hotelzimmer lagen, mussten wir uns selbst zur Disziplin mahnen und bummelten anstatt vor der Glotze zu liegen ein zweites Mal durch die laue Nacht dieser schönen Stadt.
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Tag 3. Samstag 9. Juni Bamberg – Schweinfurt 65 km
Da wir fünfzehn EUR pro Person für maßlos übertrieben fanden, starteten wir bereits um 7:30 und frühstückten in einer Konditorei am Hauptplatz in Bamberg. Für heute war eine Bummeltour angesagt, 65 Kilometer über den Tag zu verteilen ist fast schon eine Kunst. Nachdem wir über die Friedensbrücke den linken Regnitzarm überquerten, ging es die Regnitz entlang die Stadt hinaus. Nach acht Kilometern trafen wir wieder auf den Main. Hier endet auch der Main-Donau Kanal, der die Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer herstellt. Er mündet beim Mainkilometer 384 in den Main. Der Main hat wie die Donau den 0 Kilometer bei der Mündung. Er hat eine Länge von 527 Kilometern. Beim Zusammenfluss vom roten und weißen Main endet die „Flussaufwärts Zählung“ des Mains. Nach zwei Stunden Fahrt nahm die Sonne langsam Fahrt auf und es war ein vergnügliches Dahinradeln, immer wieder legten wir „Fotopausen“ ein, um die schöne Landschaft festzuhalten. Um 11:30 war in Haßfurt „Brotzeit“, die Weißwurst wurde gerade noch vor der Mittagsglocke serviert. Danach ging es gemütlich die restlichen 25 km nach Schweinfurt, wo wir am Hauptplatz noch ein Willkommensbier tranken, bevor wir um 13:30 im schönen Hotel „Alte Reichsbank“ um 119 EUR mit Frühstück und Fahrradgarage einchecken konnten. Nachdem wir uns kultiviert hatten, verbrachten wir einen beschaulichen Abend mit Besichtigung der Hl. Geist Kirche. Das Abendessen in der Pizzeria am Hauptplatz ließ keine Wünsche offen,… die Nacht war lau und lud zum Flanieren ein.
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Tag 4. Sonntag 10. Juni Schweinfurt – Würzburg 90 km
Das einzige Manko an unserem tollen Hotel war, dass es erst ab 8:00 Frühstück gab. So starteten wir an diesem Tag erst um halb neun. Es starhlte uns wieder ein wolkenloser Himmel entgegen. Nach einer halben Stunde blickten wir auf das 2015 stillgelegte AKW Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Eine weitere halbe Stunde später querten wir mit der Fähre in Wipfeld den Main und fuhren hier linksseitig weiter. Ab Eisenheim mäandert sich die Main in mehreren Schlingen Richtung Süden. In Volkach schnitten wir eine Schlinge ab und fuhren den Mainkanal folgend schnurgerade bis Schwarzach.
Dadurch sparten wir uns ca. fünf Kilometer und genossen bei inzwischen großer Hitze den Schatten der Allee entlang des Kanals. In Schwarzach besuchten wir auch die Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Hier wechselten wir wieder auf die rechte Mainseite, in Dettelbach fanden wir die Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ im engen Gassengewirr nicht und zogen unverrichteter Dinge weiter.
In Kitzingen wechselten wir wieder auf die linke Mainseite. Am Kai war „Partytime“, aber wir wollten ob der Hitze noch ein bisschen „Kilometer fressen“.
Kurz vor Würzburg schlug Murphys Gesetz "Anything that can go wrong will go wrong” wieder zu. Eine Längsrinne, 2 cm hoch, streifte mein Fahrrad. Ab da war ich nur mehr Passagier. Der Abgang von Rad war heftig, ich flog auf die rechte Seite und trug zwei schmerzende Daumen und Handgelenke und einen riesigen Bluterguss an Oberschenkel und Hüfte davon. So fuhr ich ziemlich malträtiert in Würzburg ein.
Das Hotel Alter Kranen (129 EUR mit Frühstück.) lag direkt am Mainufer und wir konnten, nachdem wir die Rader versorgt hatten, einchecken. Danach gingen wir im Radgewand zum gegenüberliegenden Biergarten und tranken unseren Schock mit einem kalten Pils weg.
Am Abend, als wir den Dom besuchten, galt mein „Vater unser“ dem glimpflichen Ausgang meines „Kapitalbrezens“.
Man bräuchte ein paar Tage, um Würzburg zu besichtigen - am Hauptplatz beim Italiener aß ich die besten Calamari meines Lebens und der lokale Weißburgunder war Medizin für meinen lädierten Körper. Wir genossen die schöne Stadt und den lauen Abend in vollen Zügen.
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Tag 5. Montag 11. Juni Würzburg – Wertheim 102 km
Als ich mich morgens aus dem Bett erhob, stellte ich erfreut fest, dass sich zwar mein Hämatom mehr über meinen Oberschenkel ausgebreitet hat, die Prellung, die meistens erst am nächsten Tag zu schmerzen beginnt, jedoch keine Probleme machten.
Nach dem Frühstück waren wir um 7:30 ob der langen Etappe abfahrtbereit. Ich wollte an der Rezeption bezahlen und bekam die Auskunft, dass bereits alles über Booking bezahlt war, darauf brauchte der total überforderte Rezeptionist 25 Minuten, um den Schlüssel der Fahrradgarage aufzutreiben. So starteten wir erst kurz vor acht in Würzburg. Nach sieben Kilometer Fahrt bekam ich einen Anruf vom Rezeptionisten, dass das Hotel doch nicht bezahlt sei. Seinen Vorschlag, noch mal zurückzufahren, lehnte ich ab und so beschlossen wir, dass ich abends per Überweisung die mir gemailte Rechnung bezahlen würde.
Die Fahrt ging bei Kaiserwetter ereignislos aber landschaftlich herrlich dahin, meine Handgelenke schmerzten ein bisschen bei Erschütterungen und mein Daumen pumpte regelmäßig Proteste nach oben. Aber die Umgebung und die pure Lust am Fahren machten alle Mühen wett.
Nach 40 Kilometer legten wir in Gmünden am Main eine Kaffeepause ein. Gmünden war auch der nördliche Wendepunkt unserer Tagesetappe und ab jetzt hatten wir ein bisschen mehr Unterstützung vom Wind. Hier wechselten wir auch auf das linke Mainufer.
Nach 65 km querten wir bei bereits großer Hitze den Main, um in Neustadt etwas zu trinken zu besorgen, diese Stadt war jedoch wie ausgestorben, sodass wir durstig wieder zurückwechseln mussten. Fünf Kilometer später sahen wir jedoch ein Hinweisschild zu einer Schenke, wo wir uns eine Bratwurst und eine Apfelschorle kaufen konnten. Nach 90 Kilometern überfuhren vor Bettingen die Landesgrenze nach Baden-Württemberg. Ab hier bildet die Mainmitte ca. 30 Kilometer die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg.
Im Hotel Löwensteiner Hof (120 EUR mit Frühstück) checkten wir kurz vor 15:00 ein. Danach gab am Dorfplatz ein „Schäufelchen mit Sauerkraut“, mit dem man die Tour de France hätte fahren können. Die längste Etappe war geschafft und ich wusste, dass mich mein Sturz nicht mehr hindern konnte, die schöne Tour zu Ende zu fahren.
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Tag 6. Dienstag 12. Juni Wertheim – Aschaffenburg 80,5 km
Nachdem wir uns am Abend in unserem Hotel noch ein paar Aperol Spritzer genehmigt hatten, war am Morgen keine Eile angesagt. Und so starteten wir nach einem hervorragenden Frühstück erst um 8:30 in Wertheim. Von hier bis Frankfurt war uns die Strecke bereits bekannt, da wir sie das Jahr vorher auf unserer „Fünf Flüsse Tour“ schon befahren hatten.
So querten wir den Main und fuhren rechtsseitig über Hasloch, Faulbach, die Schlingen entlang bis nach Stadtprozelten. Wir hatten natürlich wieder Bilderbuchwetter und nachdem sich mein „pumpender Daumen“ deutlich gebessert hatte, war es die pure Lust, durch die Landschaft zu gleiten. Immer wieder tummelten sich in den Wiesen neben dem Radweg Gänsescharen. Hauptsächlich Kanadagänse, aber auch Nilgänse waren häufig zu sehen.
Wie ich später im Internet recherchierte, stellen die Gänse mancherorts für die Landwirtschaft sogar ein Problem dar, sodass sich die Staatsministerien sogar um ein eigenes Gänse Management kümmern müssen.
In Stadtprozelten bot sich die schöne Henneburg natürlich wieder als Fotomotiv an. Bei Kirschfurt wechselten wir wieder auf die linke Mainseite und in Miltenberg keuchten wir die steile Plasterstrasse bis zur Johanniskirche nach oben. Die Aussicht auf den Main wurde uns jedoch durch eine hohe Mauer verstellt. So „rumpelten“ wir wieder nach unten und legten in der Altstadt eine Kaffeepause ein.
Miltenberg war auch südlichste Punkt der Etappe, ab nun ging es ständig Richtung Norden. In Kleinheubach war wieder „Seitenwechsel“ angesagt, wo wir auf den nächsten zehn Kilometern verblieben, ehe wir in Klingenbach wieder auf die linke Seite fuhren.
Um 14:30 standen wir vor unserem Hotel „Novum Post“ (124 EUR mit Frühstück), mussten uns jedoch noch eine halbe Stunde gedulden, bis wir einchecken konnten. Die Räder waren sicher in der Radgarage versorgt und wir vertrieben uns die Zeit mit einem Etappenbier im angrenzenden Gastgarten.
Die schöne Stadt und der laue Abend boten wieder einmal einen vergnüglichen Abschluss einer wunderschönen Etappe.
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Tag 7. Dienstag 13. Juni Aschaffenburg – Frankfurt 58 km
Eigentlich wäre Aschaffenburg- Mainz locker in einem Tag zu bewältigen. Frankfurt, unseren Start der vorjährigen Tour konnten wir aufgrund meiner Darmgrippe jedoch nur sehr beschränkt besichtigen. Deswegen beschlossen wir diese Etappe zwei zu teilen und Frankfurt etwas intensiver zu erkunden.
Wir hatten in der Früh keine Eile und starteten erst um Viertel vor neun von unserem Hotel. Irgendein Engel mit besonderer Beziehung zu Petrus muss uns wohl beschützen, da wir wieder einen wolkenlosen Himmel über uns hatten. Der Main und der Himmel strahlten blau und mit unseren Seelen um die Wette.
Nach der Stadtausfahrt ging es fünfzehn Kilometer rechtsseitig den Main entlang. In Dettingen querten über eine Fahrradbrücke auf die linke Mainseite. Nach weiteren 4 Kilometern erreichten wir Seligenstadt, wo ich am Hafen eine im Schatten liegende Wurzelerhebung im Asphalt übersah und mit Müh und Not einen zweiten Sturz verhindern konnte.
Diese Erhebung schien wie eine Ankündigung für den weiteren Radweg zu sein, denn ab nun begleiteten uns diese unliebsamen Fallen auf den weiteren Weg dieser Etappe. Da mir bei meinem Sturz in Würzburg eine Halterung der Satteltasche gerissen war, musste ich täglich einen Kabelbinder als Ersatzhalterung opfern.
In Hanau Steinheim fuhren wir noch in die Stadt hinauf und besuchten die Stadtpfarrkirche St. Johann Baptist. Frankfurt war schon in Sichtweite, als wir am Hafen in Offenbach am Main eine Mittagspause hielten und uns an Spagetti und einer Apfelschorle goutierten. Danach bummelten wir die restlichen sieben Kilometer nach Frankfurt, wo wir um halb zwei im „Grand Hotel Empire“ (104 EUR mit Frühstück) einchecken konnten. Die Fahrräder konnten wir im Stiegenaufgang der Hotelsauna anketten und damit relativ sicher verwahren.
Das Hotel lag direkt hinter dem Hauptbahnhof und nachdem wir uns kultiviert hatten, wanderten wir in die Altstadt. Die Multi-Kulti Szene im Bahnhofsviertel mag für manche befremdlich wirken, aber wir genossen den Spaziergang durch diese bunte Welt.
Kulinarisch werden Frankfurt und ich wohl keine Freunde mehr. Die omnipräsente „grüne Soße“, mit der vom Tafelspitz bis zu den Frankfurter Würstchen alles überschwemmt wird, mag eine regionale Besonderheit sein und soll auch regional bleiben. Einen Siegeszug durch die Welt wird sie wohl nicht antreten.
Wir leisteten uns eine Bootsfahrt am Main, bummelten durch die Altstadt und genossen unser Dasein. Wieder sammelten wir gemeinsam Bilder, die für immer haften bleiben werden. Nach dem Weg zurück ins Bahnhofsviertel saßen wir bis 22:00 in einem Iris Pub vor dem Hotel, bevor wir todmüde ins Bett fielen.
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Tag 8. Mittwoch 14. Juni Frankfurt - Mainz 61 km
Die letzte Etappe hätte bis zur Mainzer Innenstadt nur knapp 45 Kilometer betragen. Unser Hotel „Super 8Wyndham“ (116 EUR mit Frühstück) lag jedoch 5 Kilometer vom Zentrum entfernt am Zollhafen. Da wir erst um 15:00 einchecken konnten, fuhren wir nochmals mit den Rädern ins Zentrum.
Um 9:00 starteten wir nach einem hervorragenden Frühstück die letzte Etappe. Schnell waren wir wieder am Main und fuhren linksseitig aus Frankfurt hinaus. Bei den „Schwanheimer Dünen“ verließen wir den Main und querten ihn dann 5 Kilometer später bei Sindlingen.
Hinter Eddersheim fuhren wir auf einer Schotterpiste unter der Einflugschneise der Frankfurter Flughafen und bestaunten die im Minutentakt ankommenden Flugzeuge über uns.
Die Attraktivität der Etappe war nicht überragend, und so landeten wir schließlich am 0 Kilometer des Mains. Nach den obligatorischen Fotos fuhren wir über die Rheinbrücke in unser Etappenziel Mainz ein.
Die Anfahrt in unser Hotel gestaltete sich ob der vielen Baustellen ein bisschen chaotisch. Nachdem wir unser Gebäck beim Hotel versorgt hatten, gab uns der Rezeptionist ein paar Tipps für den Weg ins Zentrum, was uns die Fahrt sehr erleichterte. Zusätzlich wollten wir für die Rückfahrt nach Bayreuth ein Leihauto besorgen. Aber so was sollte man immer drei Tage vorher organisieren, denn es war kein Fahrzeug mit vier Rädern mehr zu kriegen. So organisierte ich mir am Bahnhof eine akzeptable Zugverbindung mit drei Umstiegen nach Bayreuth und löste auch gleich die Tickets für den nächsten Tag.
Danach ging es zurück ins Hotel, wo wir eincheckten. Für das Sightseeing war Mainz nicht der „Burner“, aber wir verbrachten einen gemütlichen letzten Abend im Zentrum, ehe wir mit dem Taxi ins Hotel zurückfuhren.
Prolog
Der Gebührendschungel der Deutschen Bahn ist für einen österreichischen Radfahrer schwer zu durchschauen. Die Rückfahrt nach Creußen ging von Main nach Aschaffenburg, danach nach Bamberg und dann nach Bayreuth.
Von dort fuhr jede Stunde ein Zug nach Creußen.
Die Dame am Schalter offerierte mir die Karte erst am Abfahrtstag zu kaufen, da es dann ca. 50 EUR billiger wäre. Da wir jedoch schon um 8:00 in Mainz abfahren wollten und ich am Schalter fast eine halbe Stunde warten musste, nahm ich die teure Option. Die Regionalbahnen hatten den Vorteil, dass man keine Fahrradabteile reservieren musste.
So reisten wir mit mehreren Umstiegen nach Bayreuth, der Zug nach Creußen fuhr am gleichen Bahnsteig ab, nur 5 Minuten nach unserer Ankunft. Unser Zug kam 15 Minuten zu spät an, das Aussteigen gestaltete sich superstressig, da wir zuerst Gebäck und dann die Fahrräder, die von E-Bikes zugedeckt waren, auf den Bahnsteig bringen mussten.
Als wir endlich mit Sack und Pack am Bahnsteig standen, bemerkten wir, dass der Zug, der nach Creußen fährt, jener war, aus dem wir gerade ausgestiegen waren. Unter den genervten Augen des Schaffners hievten wir die Räder samt Gebäck wieder drei Stufen hoch und fuhren die restlichen 10 Minuten nach Creußen.
Nach fünf Minuten Fahrt waren wir beim Auto, in das wir gerade noch das Gebäck verstauen konnte, ehe sich der Himmel in einem Wolkenbruch entleerte.
Wenn Engel reisen, wird sich das Wetter weisen ….