September 2011 Innradweg vom Malojapass bis Innsbruck 282 km
Eigentlich wäre diese Tour bis Schärding geplant gewesen. Jedoch erwischte ich in Innsbruck wahrscheinlich ein schlechtes Eis und nach einer langen Nacht und Fieber am Morgen mussten wir die Tour in der Landeshauptstadt abbrechen. Jedoch bleibt diese Tour wegen der herrlichen Bilder, die wir speziell am 2 Tag über den Berninapass erlebten, bis heute ein Highlight in meinen Erinnerungen. Schon bei der Flachtour von Landeck bis Innsbruck kam nach diesen intensiven Erlebnissen ein bisschen Langeweile auf. Vielleicht werde ich diese Tour noch einmal fahren.
1. Tag Vom Malloja Pass bis St. Moritz 21,3 km
Nach der Anfahrt mit dem Zug und einer dreistündigen Anfahrt von Landeck bis zum Malloja Pass mit dem Bike Shuttle konnte wir bei Prachtwetter starten. Der Shuttlefahrer empfahl uns linksseitig, die Bundesstraße entlang des Silsersees zu fahren. Wir entdeckten jedoch einen Weg der rechtsseitig des Sees entlang ging. Dieser entpuppte sich jedoch bald als Wanderweg und hatte anfangs einige Schiebepassagen drinnen. Nachdem wir diese überwunden hatten konnten wir ohne Probleme den schmalen Weg entlangfahren und wurden zudem mit einer herrlichen Aussicht über den See belohnt. Nach dem Silsersee fuhren wir kurz die Bundesstraße und danach dem offiziellen Radweg folgend rechts des Silvaplanersees nach St. Moritz. Es ging vorbei an der Olympiaschanze, dem Grand Hotel und dem Casino, bis wir bei unserem Quartier, der Jugendherberge unser Ziel erreichten. Für 95 EUR mit Halbpension nimmt man in St. Moritz schon einmal eine Etagendusche und die getrennten Betten in Kauf. Das Abendessen war üppig und wir konnten sogar nachholen - Radler, was willst du mehr. Am Abend spazierten wir um den See herum und fuhren mit der endlos langen Rolltreppe in die Stadt hinauf. Vor dem „HOTEL DE GRISOGONO“ gab es eine größere Ferrariansammlung, wo Maria natürlich noch ein Foto einforderte. Nach einem Cocktail in einer Bar ging es zurück in unsere „Low budget Hotel“.
2. Tag St. Moritz – Zernez 72,5 Km 1360 Hm
Über den Berninapass und dem Forcola di Livigno.
Diese Variante hat mir ein Freund empfohlen. Man fährt hier über zwei Pässe - den Berninapass (2330m) und den Forcola di Livigno (2315m).
Zunächst starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück bei einstelligen Temperaturen in St. Moritz. Nach einer halben Stunde erreichten wir den idyllischen Stazersee aus dem sich langsam der Morgennebel verflüchtigte. Danach ging es 100 Hm hinunter nach Celerina wo wir den Inn verließen und die Via da Bernina hinauffuhren.
Der Verkehr hielt sich am Morgen noch in Grenzen und so kletterten wir bei moderater Steigung dem Bernina Pass entgegen. Die Strecke bis zum Pass hat ca. 20 km und relativ gleichbleibende Steigung wo man eigentlich nie ins Keuchen kommt. Vorbei an Pontresina, wo man mit einer Pferdekutsche zur Tschirvahütte (dem Ausgangspunkt zum Biancograd) fahren könnte. Und irgendwann im zweiten Drittel der Strecke sieht man ihn, den Bianco Grad der sich majestätisch dem Piz Bernina (4049m) entgegenschlängelt. Es ist ein grandioses Panorama und als beim Fotografieren auch noch die Bahn herauffuhr, hatten wir bei tiefblauen Himmel ein Schweizer Kitschfoto im Kasten. Allein wegen dieser Aussicht hat sich der Umweg schon bezahlt gemacht. Kurz vor der Passhöhe erreichten wir den Lago Bianco, dahinter hängen die Gletscher in den Bergflanken. Wieder einmal haben wir Wetterglück und erreichen kurz danach auf 2330 m den Bernina Pass. Danach erfolgt eine 3 Kilometer lange Abfahrt, wo wir 300 Höhenmeter verschenken, ehe wir links abbiegen und wieder 300 Hm auf den Forcola de Livigno hochklettern. Der Anstieg ist hier um einiges steiler, aber mit einigen kleinen Trinkpausen hatten wir auch diesen Pass geschafft. Nun ging es 25 km bergab. In Livigno nutzen wir den Umstand nun in Italien sein, zum Mittagessen und wir kriegen um 10 EUR eine herrliche Pasta mit hausgemachten Bandnudeln, ein Menü, das in der Schweiz sicher das dreifache gekostet hätte. Danach geht es wieder relaxed weiter durch mehrere Lawinentunnel entlang des Stausees „Lago de Livigno“ an dessen Ende an der Staumauer ein einspuriger Tunnel wartet, der für Radfahrer nur mit einem Shuttle Bus befahrbar ist. Dieser fährt im halbstunden Takt, wenn man jedoch im Herbst unterwegs ist, lohnt es sich im Internet nachzusehen, wie lange er fährt. Wir haben den letzten Tag dieses Jahres erwischt wo er verkehrte (wussten es aber schon im Vorhinein). Nach dem Tunnel hat man auf den nächsten 6 km noch 200 Höhenmeter zu bewältigen bevor man die letzten 6 km zügig nach Zernez hinunterrollen kann. Um 110 EUR nächtigten wir in einer Pizzeria wo wir zum Abendessen eine Pizza zu je 26 EUR mit homöopathischer Belegung genossen. Danach bestaunten wir die alten Häuser von denen Martin Suter (Der Teufel von Mailand) schrieb „die Engadiner Häuser in ihrer penetranten Selbstzufriedenheit“. Ein Attribut das man ihnen nicht absprechen konnte. Das Wetter verschlechterte sich langsam für die Nacht war Regen angesagt und wir gingen mit den Bildern einer sagenhaft schönen Etappe ins Bett.
3. Tag Zernez –Landeck 100 km 2000 Hm
Über die Nacht hat es stark geregnet und die Gipfel um uns herum sind angezuckert. Am Morgen ist es zwar frisch, jedoch wieder trocken. Die ersten 10 km ging es leicht flach dahin bis Lavin wo wir auf die linke Innseite wechselten. Hier ging es auf die nächsten 7 km ca. 250 Höhenmeter nach oben auf 1650 m befindet sich das wunderschöne Dorf Guarda mit seinen herrlichen alten Engadiner Häusern, die museumsgleich in die Hänge des Dorfes gebaut wurden. Immer wieder kann man an ihnen liebliche Kleinode entdecken, weit entfernt von „Suters penetranter Selbstzufriedenheit“. Wir mussten uns von diesem Dorf fast losreißen, um wieder weiterzufahren.
Für Radfahrer ebenfalls nützlich ist der Trinkwasserbrunnen, der in allen Dörfern die wir durchfuhren vorhanden ist. Danach folgt eine Abfahrt bis Ardez bevor es erneut hochgeht bis Ftan. Dann geht es 400 Hm hinunter auf Scuol wo man den Inn auf der Gurlainabrücke in 35 Meter Höhe überquert. Von hier geht es 16 km rechts des Inns leicht hügelig und teils auf Forstwegen entlang, bevor man bei Tschlin auf die linke Seite wechselt. Wir hatten nun schon 50 km und mächtig Höhenmeter in den Beinen, als sich langsam der Hunger meldete, die Marmeladesemmel vom Frühstück war bereits verbrannt. Jedoch hatten wir keine Franken mehr und wollten den 100 EUR Schein nicht mehr wechseln. So entschlossen wir uns bis nach Österreich durchzuhalten, als ich plötzlich am Rand des Radweges einen Baum mit reifen „Speiling“ (ich kenne nur das Dialektwort für diese gelbe Zwetschke) entdeckte. So konnten wir uns an diesem gedeckten Tisch laben und radelten nach diesem Zuckerschub um einiges leichter dahin. Nach 55 km kamen wir bei Martina nach Österreich. Die restlichen 45 km nach Landeck verliefen wenig spektakulär, mit ein paar kurzen Anstiegen jedoch gesamtheitlich fallend. Im Hotel Schrofenstein wachte heroisch der Tiroler Adler über unserem Bett, nachdem wir unsere Speicher mit einem deftigen Schweinsbraten wieder aufgefüllt hatten. Trotz der 2000 Hm Aufstieg sind wir in Summe auch 2700 Höhenmeter abgefahren.
4.Tag Von Landeck nach Innsbruck 88 km
Wieder empfing und der Morgen mit strahlendem Sonnenschein, der Gletscher des Hohen Riffler winkte uns von der Ferne, als wir Landeck verließen. Es gibt manchmal so Tage, wo alles passt und doch keine Euphorie aufkommt. Diese Etappe war eine von jenen. Die zwei vorhergegangenen Tage waren noch zu stark in uns verankert, sodass heute bei dieser Flachetappe fast ein bisschen Langeweile aufkam.
So ging es erst mal 20 km bis Imst, wo einige Rafting Boote zu Wasser gelassen wurden in diesem Abschnitt kommt man auch immer wieder auf Spuren der alten Römerstraße Via Claudia Augusta. Unser nächster Besuchspunkt war nach ca. 50 km Stams, wo wir das Zisterzienserstift besichtigten. Danach bummelten wir relativ ereignislos in die Landeshauptstadt. Ein Quartier in Zentrum war rasch gefunden und wir erkundeten die Altstadt mit ihrem berühmten „Goldenen Dachl“. Vermutlich war es ein Eis, das mich dann eine Nacht „durchkotzen“ lies und da ich am nächsten Tag auch noch Fieber hatte, ein weiterfahren unmöglich machte. So brachen wir hier diese Tour ab, die vor allem in der Schweiz bis heute ein Highlight in meiner Erinnerung bleibt.